Hier erst einmal einige Anmerkung über das Verhältnis von Massenheimer zu Massenheimer und Einwohner anderen Orten des "Ländchens" und auch Orten außerhalb diesen - legendären - "Ländchens", nicht "Blaues Ländchen".
Diese Ausführungen gelten auch in umgekehrter Richtung und zeitlich gesehen bis zum Zweiten Weltkrieg. Dann änderte sich einiges durch Vermischung mit Heimatvertriebenen - Flüchtlingen und Zuzug von Arbeitern, auch fremder Nationen ins Rhein-Maingebiet.
Die Gemeinden und deren Einwohner waren und versuchten selbständig zu sein, wo immer es ging, dort wo es ihr - von oben - doch begrenzter Spielraum zuließ.
Vieles, was alltäglich bewältigt werden musste, zu bewältigen war und im nahen persönlichen oder familiären Bereich lag, war hier enthalten.
Der Kontakt war etwas anders als heute unter denen, die Im Dorf lebten, Sie sahen sich mehr auf den Strassen. Was Bauern betraf, männlich - weiblich – täglich beim Gang zum Milchhändler, später Milchannahme der MOHA - Molkerei, - bei Fahrt ins Feld, oft lebhafter Verkehr auf den Dorfstraßen. - Die Frauen -Kinder beim Einkauf – Bäcker – Metzger – Schuster usw.
Heute gibt es diesen „lebhaften Betrieb“ auf den Straßen nur in Form Auto, mit meist nicht leicht zu definierbarem, anonymen Inhalt. Auf dem Weg zum Feld ist aus dem Ort niemand und wenn dann ein Einzelkämpfer unerkannt in klimatisierten Glasverbau, der von menschlichem Kontakt isoliert, aber von Radioempfang voll im Geschehen und informiert, sein Geschoss durch die Gegend manövriert.
Die Verwandtschaft, zu der man Kontakt hielt, wohnte vorwiegend in Überschau - und leicht erreichbarer Entfernung, über Wiesbaden - Frankfurt musste man vorwiegend nicht, um sie aufzusuchen.
Wenn es hochkam einmal im Jahr und bei Beerdigungen, das war ausreichend, denn der tägliche Arbeitsablauf welcher zu bewältigen war, lies auch nicht mehr Zeit zu.
Im Winter, wenn die Zeit eventuell noch vorhanden, war es kalt und man ließ die Pferde lieber im Stall. Notfahrten - auch Arztbesuche in der Stadt, erledigten ab dem Ersten Weltkrieg einige teils private ansässige PKW-Besitzer auf Absprache in quasi Einzel- und auch Sammeltaxi. Später auch Busverbindungen (Postbus - Sippelbuss).
Beispiel: 1946 - Sammelfahrt nach Wiesbaden stand an - Arztbesuch etl. - Angebot "SchreinerHermann". (Später bekannt als Fahrschullehrer Kranz). mit leicht verändertem AMI-Militärtransporter
Start: Hauptstrasse 2. Ablauf: Vorheizen des auf Holzvergaser umgebauten Militärlastwagens mit Buchenholzhackschnitzel. Das brauchte seine Zeit. Platznahme auf dem offenen leicht, mit Windschutz versehen Ladefläche, - Abfahrt nach Wiesbaden. Teergeruch noch heute in er Nase.
Was den Normalbedarf anging, der konnte im Ort erledigt werden, für Sachen des außergewöhnlichen täglichen Bedarfs musste man dann eventuell; (heute sagt man Mittelzentren) zu etwas größeren Orten. Wer auf Brautschau ging, verlief sich größtenteils nur im „Ländchen“, weil Qualität und Preis stimmten.
Ungarisches Sprichwort hierzu:
Für gut Holz geh weit – gut Frau such in der Näh!
Mit Fahrrad, meist aber Pferdefuhrwerk wurde bei Bedarf dann; vielleicht einmal im Jahr; eben Flörsheim weniger Hochheim angefahren. Dort gab es ein Eisenwarengeschäft für mal einen Drahtkartoffelkorb oder eine größere Aluschüssel für den Schlachttag, auch mal ein Spaten oder Kleingeräte, die der Schmied nicht herstellen wollte oder konnte.
Zu Hochheim mal so ein paar Anmerkungen - Feststellungen:
Auch Wiesbaden war da eine Option.
Vieles für den „Täglichen“ wurde auch von „Fahrenden Händlern“ im Ort angedient, vom Flechtkorb, Sämereien über Holzleitern bis - frei verkäufliche - Arzneimittel und oben genannten Gebrauchsgegenstände.
Ich erinnere mich wie Wagner Koch; (welcher des - Öfteren - Leitern für den Gebrauch der Massenheimer und Umgebung herstellte) - der gerade das Angebot eines „Fahrenden“ begutachtete und resigniert feststellte,
„Die Leitern entsprechen nicht den üblichen Vorschriften (welche z.B. besagten, dass die Leiterholme aus dem gewachsenen Rundholz gefertigt sein müssen), aber – konkurrenzlos billig" - und dass er sie, zu dem Preis nicht herstellen könnte.
Dies setzte sich und setzt sich in allen Bereichen so fort. Handwerker und Geschäfte waren und sind in mancher Art - Auslaufmodelle.
Die Ländchesbewohner waren auch zu wie ich das in Erinnerung habe, verhältnismäßig gesund, gegenüber Erkältungskrankheiten.
Grund könnte gewesen sein, dass, eine Begrüßung untereinander weniger scheinheilig über die Bühne ging. Man begrüßte sich „guhre“ bestenfalls mit dem Zusatz „wehj gihts“, ergänzte mit der Frage "wu willsten hie?" "woss hosten fier" ohne den als gesundheitsgefährdend, anzusehenden oft scheinheiligen Händedruck.
Der war einem anderen Anlass, wie Geburtstag oder sonstigen höherem Anlass vorbehalten.
Wenn ein Jungspund nach Beendigung der Schulzeit - dann also amtlich offiziell - in den elterlichen Betrieb, als Mithelfender eintrat; die Zeit vorher wurde so nicht anerkannt; bekam er von einem örtlichen Schmied ein Hacke (Unkrautbekämpfung damals rein ökologisch und ohne Chemie) speziell für ihn gefertigt. In der Regel eine Bügelhacke in jeweils leichtere für Kraut und Rübchen - oder auch eine in schwerere Ausführung für Unkraut im Kartoffelacker.
Andere Handgerätschaften waren Betriebs oder Familiengut zur gemeinsamen Benutzung, nicht zur Ansicht.