Massenheim im Ländche

Neues -  und - Altes was man wissen sollte - in Massem


Ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Diedenberger Weg.

Ich heiße heute Diedenberger Weg. Das war nicht immer so. So nannte man mich viele hundert Jahre Dirrebaejer Poad.

Poad aus Pfad, der ich lange war, als man mich zu Fuß und Pferd benutzte. Aber schon früh fuhren auch Wagen über mich, welche die nördlichen und östlichen Orte besuchten. Dabei halfen mir zwei Brüder, der Langenhainer Weg und der Weilbacher Weg.

Zum Diedenberger Weg in 2018 eine interessante Entdeckung. Dieser Weg begann einige Meter hinter der Kreuzung und führte wie auch die anderen zwei kerzengerade zum Ziel. Hier also nach Langenhain. Die Trockenheit in den letzten Jahren nun machte den Weg wieder klar erkennbar durch schwächeren Bewuchs. Im Bild anbei gut erkennbar.

Bei der Flurbereinigung Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden diese entfernt und durch winklig, angeordnete Wege ersetzt und ich, da ich in den Plan passte, war ich nun ein Hauptweg, was mir noch bitter aufstoßen sollte.

In Hessen waren ja durch die „Erbteilung“ die Grundstücke so klein und zerschnitten, dass unser damaliger - Führer -, um seine strategischen Ziele zu erreichen, sehr früh schon seine Autobahnstrecken freilegen musste. Deshalb waren Massenheim und andere Orte, welche zur Autobahn gebraucht waren, auch schnell dabei umgelegt zu werden.

Man nennt dies  - Flurbereinigung!

Auch wurde ich damals ein wenig verschoben, weil ein Ort. den es nicht gibt nicht mehr an meiner Strecke lag und sich die „Stoanern Stroos“ anbot, besser vorwärtszukommen. Zumal es so allerlei Gesindel, was mich benutzte, um von den Hauptwegen abwärts zu den Orten zu kommen, nicht mehr gab. Es war „Recht und Ordnung“ überall.

Als Hauptweg indessen war ich sehr in die Breite gegangen. Man konnte zweigleisig auf mir fahren, denn es gab ja zumindest im Herbst regen landwirtschaftlichen Verkehr und aus eingefahren Gleisen herauszukommen, um auszuweichen, erforderte viel Kraft. Deshalb galt allgemein die Abmachung, dass Doppelspänner (zwei Pferdestärken vor der Karre) - Einspännern und Kuhfahrzeugen den Vorrang lassen mussten. Wie gesagt, bei mir ging es dann etwas besser, weil ich breiter war.

Wo wir bei Gleisen waren. Gleise wurden auch auf mir verlegt, um beim Bau der heutigen A3 das Material zu dessen Bauwerken, den beiden Autobahnbrücken, zu bringen, welche sich in unserer Gemarkung befanden. Lagerplatz für die Baumaterialien war an meinem Fuß, Ecke Wallauer Straße (Waller Wäg).

Zu Truppenbewegungen im 19. Jahrhundert musste ich einige Male herhalten, aber das war zu verkraften. An meinem Rand haben manche gelagert und ihre Spielchen getrieben.

Die Wagenspuren in mir waren tief und konnten nur schwer instand gehalten werden. Schottersteine und Bauschutt waren alles, was dazu diente, das schlimmste auszugleichen. Man findet noch heute die Reste als lästige Steinspur, dort wo meine Brüder zu Äcker wurden.

Zur Zeit der Flurbereinigung nun war vorgesehen, die Hälfte meiner Breite zu stücken (Eine Befestigungsart zu dieser Zeit, bei welcher wie in der Römerzeit bei meinem Nachbarn, der Steinern Stroos, meist „flache“ Steine aufrecht angestellt und mit feinerem Material abgedeckt und leicht verdichtet wurden). Aber da kam dann 1939 ein Problem, irgendwo im Osten beginnend, dass wohl bis 1945 dauerte und verhinderte, dass das verwirklicht wurde. Dies wurde dann in den 50er Jahren nachgeholt. Auch die Entwässerungsgräben wurden von gleicher Fa. ausgeschoben (Vorfluter) um mich vor Wasser bei stärkeren  Regenfällen oder Schneeschmelze zu schützen.

Anfang der 60er dann wurde im Rahmen des „Grünen Plans“eine Hälfte, stabil betoniert, aber zu sparsam ohne Armierung, wie man bis zur Renovierung  sehen konnte. Die holprige Stückung waren besser intakt, aber halt holprig.

Kosten, welche über dem Staatszuschuss lagen, wurden sehr demokratisch damals auf alle Grundstückseigentümer der Gemarkung umgelegt, nicht nur auf meine Anlieger.

Erhoben wurden je Hektar rd. 50 DM in 1965 im zweiten Durchgang 1971 61,00 DM

Anekdote: Eine Eigentümerin beschwerte sich immer über ihre Zahlungen und dies dreimal, denn immer war Sie da nie Anlieger. Hatte also keinen Vorteil.

Bei der letzten Aktion nun war sie mit allen ihren drei Grundstücken Anlieger und alle anderen im Ort zahlten (in der Anschlussphase zu Hochheim, keine Umlage)  so für sie. Geäußert hat sie sich zu Lebzeiten dazu nicht. (aber - Späte Gerechtigkeit).

Das war dann auch meine beste Zeit. Ich war gesund, breit und gut befahrbar.

Von jetzt an ging’s aber wieder auch wieder abwärts.

Beim Erstellen des Betonteils wurde aus Unachtsamkeit ein Teil des Vorfluters zugeschüttet. So bekam ich und hatte ich ab und zu nasse Füße.

Auch in den 60er Jahren wurde beim Bau eines Aussiedlerhofs eine Wasserleitung an meiner Seite entlang verlegt und nicht sehr fachmännisch. Somit war der Abbruch eines Teils meiner Betondecke vorprogrammiert.

Verstärkt wurden alle diese Schäden dann noch, als die Ölleitung Rotterdam-Kelsterbach verlegt wurde. Alle erforderlichen, schwerste amerikanische Geräte, für deutsche Verhältnisse zumindest, wurden in doppelter Anzahl, da genau in unserer Gemarkung der Anfang für den Vortrieb nach beiden Seiten aus anfing, über mich transportiert.

Versprochene und gezahlte Reparaturkosten für mich wurden aber leider nicht zu meiner Wiederherstellung, sondern zur Straßenreparatur im Ort verwendet.

Das machte mich nicht glücklich.

Vom Ort her wurde Ende der 70er eine Bitumendecke, zum Teil von Jagdgenossen finanziert, über meine Stückseite gezogen. So waren die ersten ca. 300 Meter wieder gut befahrbar und wären es bis heute.

Auch in den 80ern wurde eine meiner Belastungen, die übermäßige durch den Rübentransport mit den Schleppern erzeugte Verschmutzung. Als auch noch auf schwere 40-Tonnen-Lkw umgestellt wurde und zusammen mit Klärschlammfahrzeuge war meine Belastbarkeit überschritten, wie die viele meiner Brüder. Meine Spannkraft war gebrochen und ich sah seit dieser Zeit aus wie eine Patchwork-Arbeit.

Wenigstens vierzig Jahre war ich nun im Gespräch, wie man mich wieder herrichten kann. Dem Alter entsprechend nahm ich dies gelassen, Hatte Geduld gelernt und werde mich weiter darin üben.

Wie sie sich überzeugen können ist nach intensiver Planungszeit von drei Jahren alles in Butter. Kommentaren, enthalte ich mich, können aber angefordert werden. 

Bilder alt  - vom und aus und in den Weg!

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