Singe wem Gesang gegeben - Wer nit kann der lass es eben.
Es gibt Leute, die da sagen - jeder kann singen ?? Haben vielleicht flexiblere Ohren.
Also Massemer Lied!
Wir hatten eins seid Jahrzehnten, aber zur Feier (1200 Jahre) muss ein "Neues" her.
Vielleicht wusste man vom "Alten" auch gar nichts, waren ja beim Fachgremium meist Massenheim - Jongster.
Aber wie überall im Generationenwechsel, - das Alte - hat es schwer, ist oft gut so. Kann beim Lied jeder prüfen und für sich das richtige wählen.
Das "Alte", kennen viele Bürger, welche seid dem "Letzten Krieg" in Massenheim ausgingen.
Zur Jahresversammlungen der Vereine, zu deren Familienabenden, welcher jeder Verein abhielt, auch bei Sängerkonzerten, war es auf der Rückseite des Programms meist abgedruckt, für alle Fälle und für Gäste, welche damit nicht vertraut waren. Auch Massenheimer kannten oft nicht alle Ferse, aber den Refrain beherrschte fast jeder, - fehlerlos, er wurde ja auch nach dem letzten Vers meist zweimal wiederholt,- weil er halt so schöön war.
Von Wilhelm Krissel
Melodie: Schön ist die Jugend
Refrain: Drum lasst uns lustig sein
Im bloe Ländche da liegt ein Dörfchen
das ist viel älter noch als tausend Jahr
Und dieses Dörfchen am Tor vom Ländchen
Liegt wie im Gärtchen so wunderbar.
Wo Wies und Saaten grün
Obstbäum und Rewe blühn
Saß einst ein Liewespaar
Vor tausend Jahrn.
Nit weit vom aale Hub fand man den Massemer Bub
Im Pfingstebörnche drin die Massmerin
Refrain:
Drum lasst uns lustig sein
mal heut in Massenheim
wo tausend Jahre blühen Lieb und Wein
schnapp dir so e goldig Oos
un schunkel fest mit Stoss
dann fühlst du den Zauber der Liebe ganz gross
Im bloe Ländche da wohnt ein Mädchen
das hat zwei schöne blaue Äugelein
Und dieses Mädchen im bloe Ländchen
dem Schwur ich ewig die Treue mein
wenn Wies und Saaten grün
Obstbäum und Rewe blühn
Küss’ ich ihren roten Mund
im Wiesengrund
Als echter Massemer Bub
geh’ ich zum aale Hub
nehm mit mein Osterei und werfs entzwei
Drum lasst uns •••••
Im bloe Ländche da steht ein Kirchlein
das ist schon älter als tausend Jahr
in diesem Kirchlein im bloe Ländchen
da für ich dich zum Traualtar
Wenn Wies und Saaten grün
Obstbäum und Reben blühn
soll unsere Hochzeit sein in Massenheim
Kommt dann nach einem Jahr
der erste Spielmann an
vor Freud die Spatzen schrein in Massenheim.
Drum last uns lustig sein…….
Wilhelm Krissel ist damals auch der Fehler unterlaufen Massenheim ins "Blaue Ländchen" zu verlegen, was ja falsch war. In manchen Massemer Köpp auch heute noch nicht zu löschen.
Wer will, kann Bloe mit - Schöne - ersetzen, denn wie vor festgestellt, war Massem nicht im "bloe Ländche").
Zu "Spielmann": die Massemer wurden vom Rest des "Ländchens" auch oft Spielmänner genannt. Außer das Masemmer als lustig bekannt, hatten sie zeitweise mehrere Musik machende Laiengrubben.
Dies wurde mir vor einigen Jahrzehnten in Mainz bestätigt, als ich als Massemer erkannt wurde. Gleich mehrere Mainzer konnten sich an die Zeit während des letzten Krieges und kurz danach an ausgelassene Fröhlichkeit in Massenheim erinnern.
Wer war Wilhelm Krissel. Hier ein Bericht zu seiner "Goldenen Hochzeit". In der Ländchenszeitung.
Am Ostersonntag den 22.April (73) feiern die Eheleute Krissel
und Ehefrau Luise, geb. Kyritz, das Fest der goldenen Hochzeit.
Der Jubilar ist 76 Jahre und die Jubilarin 73 Jahre alt. Beide sind gebürtige Massenheimer und erfreuen sich noch bester Gesundheit.
Wilhelm Krissel erlernte das Küferhandwerk und legte in diesem Handwerkszweig seine Gesellen— sowie auch später noch die Meisterprüfung ab.
Er war Teilnehmer am 1. und 2. -: Weltkrieg.
Aus Liebe, zur Natur und zur Bodenständigkeit begann er zusammen mit seiner Frau vor 4o Jahren den Weinbau und übt auch bis heute noch mit Freude den Beruf des Winzers aus.
Vor 25 Jahren wurde er vom Weinbauamt in Eltville als Rebschutzwart für Massenheim beauftragt und für besondere Leistungen auf diesem Gebiet ausgezeichnet.
Die Fässer in seinem Keller sind sämtlich von ihm selbst angefertigt und die Vorderböden handgeschnitzt. Motive der Massenheimer Kirche, der Sonne, Reben, Sprüche usw. sind hier zu sehen.
Auf dem größten Fass im, Keller, 147o ltr. fassend, in dem so trockenen Nachkriegsjahr 1947 angefertigt, ist folgender Spruch zu lesen:
In dem Jahre 4o und 7 verbrannte der Kappes und die Rüben - Sonna mit ihrem Heuer Schein kochte den Jahrhundertwein.
Ein weiteres Fass, dessen Vorderboden die alte ehrwürdige, heute 1070-jährige Massenheimer Kirche zeigt, ist geschmückt mit folgenden Worten:
Von de Rebe bis zum Wein gehört ein Blühen und Gedeihn fleißige Hände, Kunst und Verstand, ein sonnig Gelände und Gottes Hand.
Aus dem Küferberuf heraus ergab sich dann ganz von selbst das Hobby zur Holzschnitzerei, dem er sich in den letzten Jahren als Rentner ausgiebig widmen konnte. So ist aus seiner Werkstatt manches schöne Stück hervorgegangen.
Wilhelm Krissel ist ein Freund und Gönner der Massenheimer Vereine. Seit 192o ist er aktiver Sänger, früher beim Gesangverein "Arion" und heute ist er aus den Reihen des aktiven Chores der Sängervereinigung nicht wegzudenken und hat nur, wenn er einmal krank war, die "Singstunde" nicht besucht.
Lange Jahre hindurch war er 1. Vorsitzender der Arion und ist seit dem Zusammenschluss Ehrenvorsitzender der Sängervereinigung. Für diese Treue wurde ihm vom "Hessischen Sängerbund" die silberne und später auch die goldene Ehrennadel verliehen.
Als Mitglieds des Kleintierzuchtvereins ist der jährliche Ausflug am Himmelfahrtstag ohne ihn nur das halbe Erlebnis, denn mit seinen Versen sorgt er für stete Unterhaltung. Als Heimatdichter ist er über Massenheim hinaus bekannt und so mancher Reim entsprang seiner Feder. Verewigt hat er sich mit dem Massemer Lied, das er vor vielen Jahren für eine Fassenachtskampagne gedichtet hat und was seitdem schon unzählige Male bei vielen Veranstaltungen gesungen wurde, dessen Text mancher längst auswendig kann:
Im bloe Ländche (siehe oben).
Die Heimatzeitung wünscht dem Jubelpaar einen schönen Festtag im Kreise ihrer Familie mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelin sowie der näheren Verwandtschaft und wünscht weiterhin Gesundheit und einen geruhsamen Lebensabend.
Soweit die damalige Presse.